Am 15. November 2018 fand das 3. Düsseldorfer Kapitalmarkt Kolloquium im InterContinental Hotel statt. Mit 162 Gästen war die Veranstaltung bis auf den letzten Platz gefüllt. Dies zeigt deutlich die nach wie vor große Bedeutung des Finanzplatzes Düsseldorf. Das Konferenzthema lautete “Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Intuition: Wie verändern sich Dienstleistungen und Arbeitsplätze in der Finanzindustrie?” und wurde durch im Rahmen von zwei Vorträgen und einer Podiumsdiskussion diskutiert.

Den Anfang machte Carsten Eckert, Gründer und CEO von INSTICUBE. Sein Unternehmen befragt Institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen, Gewerkschaften oder Kirchen im Hinblick auf ihre Zufriedenheit mit den jeweiligen Asset Managern. Europaweit sind bereits 612 Institutionelle Anleger und 449 Asset Manager mit 15.150 Mandaten in der Datenbank. Das gesamte verwaltete Vermögen beträgt knapp 2,3 Billionen Euro. Während Publikumsfonds öffentlich einsehbar sind, gab es bei Spezialfonds bislang kaum Transparenz. Im Gegenzug für die Befragung erhalten Institutionelle Anleger einen kostenfreien Zugang zur Datenbank und können ihre Einschätzungen mit denjenigen des Gesamtmarkts vergleichen. Asset Manager müssen für einen Zugang zur Datenbank bezahlen.

Den zweiten Vortrag des Tages zum Thema “Digitale Anlagelösungen in Europa: Status Quo und Ausblick” hielt Thomas Wolff von Scalable Capital, dem führenden europäischen Unternehmen im Bereich Online-Vermögensverwaltung. Während traditionelle Banken mit Niedrigzins, Reputationsproblemen und vor allem alten IT-Systemen kämpfen, können Start-Ups auf der grünen Wiese relativ schnell einen deutlich höheren Kundennutzen schaffen. Scalable Capital hat in knapp 3 Jahren mehr als 1 Milliarde Euro bei mehr als 30.000 Kunden eingesammelt. Damit wächst das Unternehmen schneller als die US-Pioniere Wealthfront und Betterment in ihrer Anfangsphase. Scalable Capital hat eine umfassende IT selbst entwickelt, um seinen Anlegern auf jedem Endgerät umfangreiche Reportings bieten zu können. Seit kurzem wird die Plattform auch als White Label Lösung etablierten Banken wie der ING DiBa oder der Openbank angeboten.

Die abschließende Podiumsdiskussion befasste sich mit der Frage, welche Jobs in Zukunft noch von Menschen ausgeführt werden und welche von Robotern übernommen werden. Detlef Glow (Refinitiv) vertrat die Position des Datenvendors, Björn Torkar (Privé Technologies) brachte seine Erfahrungen aus dem Bereich KI ein, Michael Viehmann (Sauren Fonds-Service) bezog zur Bedeutung des Fondsmanagers Stellung, und Thomas Dierkes (Börse Düsseldorf) schilderte die Sicht des neutralen Marktplatzes. Solange Wetterdaten, wo physikalische Gesetze gelten, nicht prognostizierbar sind, werden Algorithmen keine sozialen Interaktionszusammenhänge mit Selbstbezüglichkeit bzw. Feedback Loops prognostizieren können (Michael Viehmann). Computer können im Bereich der kognitiven Intelligenz viele Aufgaben besser übernehmen, bei sozialer Intelligenz werden sie aber einen Menschen niemals ersetzen können (Björn Torkar). Bei der Datenaggregation werden heute bereits viele Roboter eingesetzt, gleichwohl benötigt man bei der Plausibilierung weiterhin den Mensch (Detlef Glow). An der Börse lassen sich viele Prozesse automatisieren, z.B. beim zeitkritischen Algotrading, aber auch hier gibt es zahlreiche Bereiche, wo Menschen weiterhin gefragt bleiben werden (Thomas Dierkes). So ist etwa die Liquiditätsbereitsstellung für kleinere Werte kompliziert und braucht Kommunikation und Intuition durch Menschen.