Am 20. November fand das „4. Düsseldorfer Kapitalmarkt Kolloquium“ im Hotel InterContinental statt. Das Tagungsthema lautete „Nachhaltigkeit als Handlungsprinzip in der Finanzindustrie: Neue Ansätze für Kapitalallokation und Risikobewertung“. Insgesamt 102 Gäste verfolgten die beiden Vorträge und die anschließende Podiumsdiskussion.
Den ersten Diskussionsbeitrag lieferte Prof. Dr. Philipp Sandner (Frankfurt School Blockchain Center). Er wies darauf hin, dass die Blockchain-Technologie nicht mit dem Bitcoin gleichgesetzt werden sollte. Dessen Ressourcenverbrauch bei Mining-Aktivitäten ist offensichtlich nicht nachhaltig. Gleichwohl gibt es bei anderen Kryptowährungen bessere Validierungsmöglichkeiten. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie können weltweit viele Menschen an das Finanzsystem angeschlossen werden, die heute noch keinen Zugang haben („Banking the unbanked“). Außerdem kann die Blockchain-Technologie Investitionen in Ländern absichern, die über keine vertrauenswürdigen Institutionen verfügen und Korruptionsprobleme haben. So könnten zum Beispiel Investitionen in Afrika zur CO2 Reduktion erfolgen, die dort viel effizienter wären, als dies in einem entwickelten Industrieland möglich ist.
Anschließend präsentierte Prof. Dr. Christian Schmitt (Hochschule der Bayerischen Wirtschaft) zum Thema „ESG Indexing: Herausforderungen und Lösungsansätze“. Die Ratings einzelner ESD-Datenanbieter weisen eine sehr geringe Korrelation auf. Was auf den ersten Blick nach einer gewissen Beliebigkeit aussieht, kann allerdings durch die Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven erklärt werden. Refinitiv liefert als umfangreichster Datenanbieter mehr als 400 Datenpunkte zu 6000 Unternehmen. Wie vergleicht man die Arbeitsbedingungen in verschiedenen Branchen? Was macht eine gute Unternehmensführung aus? Diese qualitativen Aussagen sind schwer quantitativ zu bewerten.
Die abschließende Podiumsdiskussion bot auch den Gästen die Gelegenheit, Fragen an die Fachleute zu stellen. Andreas Fiedler (EB-SIM) und Ivan Domjanic (M&G Investments) zeigten als Vertreter von Asset Managern, dass die Anleger keine Renditeeinbußen fürchten müssen. Nachhaltige Aktien fallen im Abschwung weniger. Außerdem führt die Ausrichtung aller großen Portfolios auf das Thema Nachhaltigkeit zu einem weiteren Rückenwind. Benjamin Ackermann (Refinitiv) gab einen Einblick in die Kundenstruktur von Refinitiv. Viele seiner Kunden verarbeiten die Daten in eigenen Modellen und möchten die Quellen der Daten verstehen. Pauschale Ratings eignen sich eher für Privatkunden. Björn Torkar (Privé Technologies) digitalisiert mit seinem Unternehmen Banken, vor allem an der Schnittstelle zu den Privatkunden. Er berichtet, dass das Thema Nachhaltigkeit noch nicht bei Privatanlegern angekommen ist. Das liegt nicht am fehlenden Interesse, was gerade auch durch die Fridays for Future Bewegung sehr groß ist, sondern am fehlenden Angebot. Weil sein Unternehmen auch stark in Asien vertreten ist, kann er im direkten Vergleich auch berichten, dass Nachhaltigkeit vorwiegend ein Thema in Europa ist. In Asien haben die Leute heute noch keine große Aufmerksamkeit für das Thema.