Das 38. Symposium des Instituts für bankhistorische Forschung fand am 21. April 2016 in den Räumen der BayernLB in München statt. Das Thema des Nachmittags lautete “Verbund versus Konzernierung im Bankenbereich – Historische Erfahrungen und Zukunftsperspektiven”.
Prof. Timothy Guinnane von der Yale University sprach zu Beginn über die Entstehung und die Entwicklung von U.S. Bankenverbünden im 19. Jahrhundert. Zu Beginn des 18. Jahrhundert gab es viele lokale Banken, die selbst Banknoten als Zahlungsmittel ausgaben. Weil Geschäftspartner außerhalb der Region deren Bonität schlechter einschätzen konnten, entwickelten sich überregionale Clearing Houses, die Banknoten verschiedener Regionen handelten. Diese waren die Vorläufer des heutigen Federal Reserve Systems.
Prof. Dr. Reinhard Schmidt von der Goethe-Universität Frankfurt präsentierte seine Forschungsergebnisse zur Organisation der deutschen Kreditwirtschaft in Bankenverbünden im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich. Hier spielte das Regionalprinzip eine zentrale Rolle, weil sich die Banken untereinander hier keine Kunden abnehmen konnten und daher hohe Anreize für Kooperationen hatten.
Prof. Dr. Stephan Paul (Ruhr-Universität Bochum) sprach anschließend über “Entwicklungtrends und Zukunftsperspektiven der Verbundorganisationen”. Insbesondere aufgrund der Digitalisierung der Finanzindustrie wird das Regionalprinzip aufgeweicht, was den Verbund schwächt. Allerdings wird die stärkere Regulierung auch zu starker Zentralisierung führen, weil hieraus Kostenvorteile entstehen.
Die anschließende Podiumsdiskussion wurde von Prof. Dr. Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim moderiert. Markus Ferber (Mitglied des Europäischen Parlaments) berichtete, dass deutsche Verbünde international deutlich schlechter auftreten als etwa Franzosen. Während andere Länder in Brüssel neuen Mitgliedstaaten sogar Sprachkurse anbieten, streitet man in Deutschland beispielsweise über die Anerkennung von Qualifikationen aus anderen Bundesländern. Ralf Fleischer (CEO Stadtsparkasse München) betont die Sonderrolle seiner Bank in einer wachsenden Großstadt. Während anderswo Filialen geschlossen werden, ist dies bei der Stadtsparkasse nicht der Fall. Uwe Fröhlich (Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken) sieht sich als Repräsentant des Genossenschaftssektors und nicht – wie oftmals von Außenstehenden vermutet – als dessen Chef. Innerhalb des Sektors werde sehr partnerschaftlich agiert. Gerd Häusler (Vorsitzender des Aufsichtsrats der BayernLB) berichtet von seiner Erfahrung beim internationalen Währungsfonds, wo er wie auch Markus Ferber festgestellt hatte, dass die deutschen Netzwerke im internationalen Vergleich sehr schlecht sind. Dies sei sehr gefährlich, weil in Europa aktuell eine Politik gemacht wird, die sich nicht primär an den Interessen des deutschen Bankensektors ausrichtet. Dr. Theodor Weimer (CEO HypoVereinsbank) wies abschließend noch darauf hin, dass die Frage nach Verbund oder Konzern von den drohenden Umwälzungen der Finanzindustrie im Zuge der Digitalisierung überlagert wird. Hierbei geht es nicht um die vielen kleinen FinTech-Unternehmen, sondern um den Markteintritt der großen IT-Giganten wie Google, Facebook oder Amazon.