Am 28. Februar 2018 versammelten sich ca. 100 Gäste in der bayerischen Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank, um drei Vorträgen und einer Podiumsdiskussion zum Thema „Finanzplatz München. Geschichte und Gegenwart“ beizuwohnen.

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Institut für Bank- und Finanzgeschichte e.V.

Nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats des IBF, Prof. Dr. Bernd Rudolph (Ludwig-Maximilians-Universität, München) ließ Hauptverwaltungs-Präsident Franz Josef Benedikt die Geschichte des Hauses Revue passieren (früher das Herzog-Max-Palais, wo die spätere Kaiserin Sisi geboren wurde) und skizzierte die Rolle der bayerischen Notenbank-Dependence.

Im Anschluss referierte Prof. Dr. Johannes Bähr von der Goethe-Universität Frankfurt über den Gründergeist und die Finanzdienstleistungen am Finanzplatz München und ging dabei bis ins 19. Jahrhundert zurück. Von der Gründung der Münchener Börse (1830) zeigte Prof. Bähr in vier Schlüsselphasen die Entwicklung auf. Die Gründung von Aufhäuser & Scharlach 1871 und der Münchener Rückversicherung 1880 waren wichtige Stationen der zweiten Schlüsselphase. Darauf folgte 1949 in der dritten Phase der Umzug der Allianz nach München, die in den 70er Jahren sogar größter Versicherer Europas wird.

Besonders bei der Anzahl der Beschäftigten im Versicherungsgewerbe hat München seit Beginn des 20. Jahrhunderts Frankfurt, Hamburg, Köln und Düsseldorf weit hinter sich gelassen. Seit 2003 sind über 25.000 Personen in dieser Branche tätig. Bei den Kreditinstituten liegt München noch hinter Frankfurt, wo 2003 fast 60.000 beschäftigt waren. In München waren es lediglich 30.000.

Unter den Europäischen Finanzplätzen im Global Financial Centres Index vom September 2017 liegt München auf dem 50. Rang, hinter London (1. Rang) und Frankfurt (11. Rang).

Den 2. Vortrag über „Geld- und Fiskalpolitik in der Europäischen Währungsunion“ bestritt Prof. Dr. Dr. h. c. Clemens Fuest vom ifo Institut.

Herr Prof. Fuest zeigte anhand der sogenannten Target2 Bilanzen der EZB das Ausmaß der Eurokrise. Inzwischen hat die Deutsche Bundesbank 914 Mrd. Euro Kredit gewährt, wohingegen die Südländer aufgrund fehlender Wettbewerbsfähigkeit entsprechende Schulden im Eurosystem angehäuft haben. Ein Großteil des Geldes wurde dazu verwendet, um die Leistungsbilanzdefizite der Südländer zu finanzieren. Solange die Südländer am Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig sind, werden sie weiterhin Transferzahlungen im Euro benötigen. Derartige dauerhafte Transfers sind politisch nicht durchsetzbar und würden außerdem notwendige Reformen verhindern. Obwohl das EZB-System faktisch die Versäumnisse der nationalen Politik finanziert, wird Europa trotzdem gerne als „Sündenbock“ bezeichnet. Diese nationalistischen Tendenzen sind eine große Gefahr für den Euro.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Wie leistungsfähig ist der Finanzplatz München?“, moderiert von Prof. Rudolph, wurden schließlich mögliche Zukunftsperspektiven aufgezeigt und diskutiert u.a. im Hinblick auf Steigerung der Attraktivität Münchens für Start-Ups und wie man „Unicorns“ am besten nach München lockt, von denen es weltweit nur ca. 128 gibt – drei davon in Deutschland.

Teilnehmer der Diskussion waren Dr. Jürgen Gros, Vorsitzender des Vorstands und Präsident, Genossenschaftsverband Bayern, München; Dr. Michael Kemmer, München; Dr. Florian Mann, Geschäftsführer, WERK1.Bayern GmbH, München; Dr. Johannes-Joerg Riegler, Vorsitzender des Vorstands, BayernLB, München